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Themenauswahl:
Leitthema:
Der verlässliche Rechtsstaat:
ein bedeutsamer Faktor für Investoren
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
Angesichts der Globalisierung scheint die Mitgliedschaft eines Staates in der World Trade Organisation (WTO) ein hinreichendes Kriterium für einen Staat zu sein, der das Eigentum respektiert und schützt, das materielle Eigentum, investiert in Boden, Gebäuden und Anlagen sowie das immaterielle Eigentum, z.B. in Patenten.
Vor vielen Jahren ist der Beitritt Chinas fast frenetisch gefeiert worden, das Riesenreich der Mitte hat sich bewegt und ist in der Zwischenzeit ein sehr starker Abnehmer deutscher Exporte. Russland ist ebenfalls nach zähen Verhandlungen beigetreten.
Das Minimum an geltender staatlicher Rechtsordnung ist also sichergestellt. In Zweifelsfällen gibt es jedoch durchaus divergierende Optionen bezüglich der Machtfrage im Rechtsstaat. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er nicht nur gegenüber den Bürgern und Organisationen auf dem Gebiet seiner Souveränität Macht ausübt, sondern dass sich die Bürger mit ihren berechtigten Belangen und Interessen gegenüber der Macht des Staates mit legitimen Mitteln durchsetzen können. Das ist z.B. in Russland und in China durchaus nicht immer möglich. Probleme gibt es zum Teil auch innerhalb der Europäischen Union.
Die Machtfrage im Rechtsstaat wurde im Rahmen des 17ten Ber-liner Kolloquiums der Daimler Benz Stiftung (im Juni 2013) erörtert.
Dieter Grimm, von der juristischen Fakultät der Humboldt Universität in Berlin und ehemaliger Richter am Bundesverfassungsgericht, hielt hierzu einen bemerkenswerten Vortrag. Wir zitieren die Zusammenfassung:
"Der Rechtsstaat ist die Antwort auf einen Teil der Machtfrage: die Staatsmacht. Er entschärft sie, indem er sie grundrechtlich beschränkt und unter verschiedenen Trägern aufteilt. Zugleich erleichtert der Rechtsstaat damit aber den Aufbau und die Ausübung von Privatmacht. Mit jeder Privatisierung ehedem öffentlicher Aufgaben wächst sie weiter an. Die damit verbundenen Gefahren können wiederum nur vom Staat wirksam eingedämmt werden.
Aspekte der Industriepolitik
Der Rechtsstaat darf daher nicht ohnmächtig sein. Daraus ergeben sich Grenzen der Machtbegrenzung des Staates. Mit der beschleunigten Internationalisierung und Globalisierung reicht freilich die Staatsmacht nicht mehr aus, um das Problem der Privatmacht zu lösen. Ebenso wenig lässt sich das Problem des Missbrauchs von Staatsmacht national lösen, wenn der Verfassungsstaat versagt oder gar nicht erst eingeführt wird. Als Gegenmittel haben sich internationale Organisationen gebildet, denen Anteile der Staatsmacht übertragen werden, die sie nun autonom ausüben und unter Umständen auch gegen Staaten einsetzen können. Damit entsteht allerdings auch auf der supranationalen Ebene ein Machtpotential, das nicht weniger als die Staatsmacht der Begrenzung bedarf. Internationale Organisationen erfüllen - wenn auch noch rudimentär - eine machtbegrenzende Funktion gegenüber global agierenden Trägern von Privatmacht sowie machtmissbrauchenden Staaten. Das Problem ihrer eigenen Machtbegrenzung lassen sie vo-läufig jedoch ungelöst".
Einige der im Plenum diskutierten Fragen lassen durchaus Raum für weitere Betrachtungen, z.B. im Kontext der Privatisierung und Regulierung. So ist es ein Irrtum zu glauben, Deregulierung und Privatisierung verliefen synchron. Das Gegenteil ist der Fall, erhöhte Privatisierung bedingt eine zunehmende Regulierung, wenn der Staat die delegierten Aufgaben auch wirksam im Rechtssystem verantworten soll. Hier ist Überwachung angezeigt, die Einhaltung von Vereinbarungen und die Ahndung von möglichem Missbrauch.
Transaktionen mit Staaten rudimentärer Rechtsauffassung haben risikobereite Unternehmer schon immer gesucht. Den entscheidenden Hebel liefert die Premium-Rendite. Verstaatlichung von privatem Eigentum ist demnach ein Risiko, das schon mal das Gewaltmonopol des Staates auf den Plan gerufen hat, diesmal gegen den verletzenden Akteur, gegen einen anderen Staat.
Die massiven Investitionen in China erfolgen unter der Annahme, dass die "Spielregeln" zum Schutz des privaten Eigentums der Investoren eingehalten werden und dass Missstände des Rechtsstaates auf anderen Gebieten, z.B. auf dem des Arbeitsrechts und den Arbeitsbedingungen nach und nach verbessert werden, wie im Falle Foxconn, dem wesentlichen Lieferanten von Apple, der von Taiwan aus operiert, aber ca. 900.000 Mitarbeiter in China beschäftigt.
Ähnliche Missstände wurden in anderen asiatischen Ländern durch die Presse aufgedeckt, wo eklatante Verstöße hinsichtlich des Baurechtes zu beklagen sind. Eingestürzte Fabrikationsgebäude, wo Bekleidungsgüter für Europa hergestellt wurden, kamen ans Licht.
Ein verlässlicher Rechtsstaat ist kein Luxusgut für wohlsituierte Investoren und Gesellschaften, wie manch einer glauben könnte. Der Rechtsstaat, der seinen Auftrag ernst nimmt, ist die Quelle für nachhaltige Prosperität und Lebensqualität. Dies gilt erst recht im Zeitalter der Globalisierung. Begriffen hat das sogar der Gigant Apple: er verabschiedet sich stufenweise von Foxconn. Zu groß ist der Imageschaden für Apple. Der lässt sich nicht zuletzt ökonometrisch feststellen, z. B. auch am Börsenkurs. Ein eklatant ausbeuterischer industrieller Habitus passt nicht gut zu einer weltweiten Kult-Marke wie Apple!
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Standorte:
Die Wirtschaftspolitik Ungarns: selbstbewusst und erfolgreich!
Zusammenfassung des Vortrages des ungarischen Botschafters, Dr. József Czukor, gehalten beim Rotary Club Berlin
Die Regierung Orbán hat im Juli selbstbewusst im Zuge der Rückzahlung des IWF Kredits die weitere Anwesenheit der IWF Organisation in Ungarn als nicht erwünscht bezeichnet. Die IWF Büros sollen demnach in Ungarn geschlossen werden.
Es erscheint sinnvoll, den Vortrag des Ungarischen Botschafters von November 2012 im Kontext von Investitionen an dieser Stelle einzubringen.
Seit 2008, als Ungarn vor dem Staatsbankrott stand, sind im Land tiefgreifende politische und wirtschaftliche Reformen vollzogen worden. So wurde ein neues Renten- und Verwaltungssystem eingeführt sowie grundlegende Reformen des Gesundheits- und des Steuersystems umgesetzt. Inmitten der europäischen Krise dreht sich das Rad des Landes zwar nicht schnell, dafür aber kontinuierlich: Der Finanzmarkt funktioniert, Staatsanleihen werden problemlos gezeichnet, das neue Steuersystem unterstützt Familien und das Arbeitsangebot wächst. Die Wirtschaftspolitik der Orbán-Regierung hat zwei klare Ziele: den Bürgern und Bürgerinnen aus der Verschuldung herauszuhelfen und die Kaufkraft der Mittelschicht mit Hilfe von Steuererleichterungen anzukurbeln.
Trotz des schwierigen internationalen Umfelds verläuft die wirtschaftliche Entwicklung Ungarns positiv. Die makroökonomischen Zahlen des letzten Jahres, hier ganz konkret der Außenhandelsüberschuss von knapp 7 Milliarden Euro, der Anstieg des Exports um rund 10% sowie die Reduzierung des Haushaltsdefizits auf unter 3% des BIP, zeigen in eine positive Richtung. In 2011 war Ungarn eines der drei Länder in der EU, die einen Haushaltsüberschuss verzeichnet haben. Im zweiten Quartal 2012 war Ungarn eines von vier EU-Ländern, die es geschafft haben, Ihre Staatsverschuldung im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu reduzieren.
Die Beschäftigung hat 3,9 Millionen, also die höchste Zahl seit Herbst 2008 erreicht. Die Regierung hat einen Jobsicherungsaktionsplan für die Gruppe mit dem höchsten Risiko eingeführt: Menschen unter 25 oder über 55 Jahren, Langzeitarbeitslose, Menschen ohne Ausbildung, Mütter nach Beendigung der Elternzeit.
Die Intensität der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Ungarn lässt sich auch an den Direktinvestitionen ablesen. Mit rund 25% ist Deutschland der größte ausländische Investor in Ungarn (neue bedeutende Investitionen: Daimler 800 Millionen EUR, Audi 900 Millionen EUR, Opel 500 Millionen EUR und Zulieferer wie Siemens, Bosch, Knorr-Bremse, Kirchhoff etc.). Etwa 10 Prozent der Bevölkerung verdient seine Brötchen bei deutschen Arbeitgebern, das ist auch in einem MOE-Kontext auffällig. Das Können, die Kreativität und die Einstellung der ungarischen Ingenieure und Arbeitskräfte, die nach deutschem Modell - in Kooperation mit deutschen Firmen - eingeführte duale Fachausbildung lockt auch neue Firmen nach Ungarn. Das bilaterale Handelsvolumen beider Länder lag im letzten Jahr bei 33,9 Milliarden Euro.
Die in den Medien ungewöhnlich präsente politische Debatte wirkt sich auch auf die wirtschaftliche Bewertung Ungarns aus. Dabei fühlt sich die Mehrheit der in Ungarn ansässigen deutschen Firmen im Land sehr wohl. Schon deshalb liegt es nicht in unserem gemeinsamen Interesse, dass überzogene Behauptungen in den ungarisch-deutschen Bezziehungen dauerhaften Schaden anrichten.
Die ungarisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen haben noch sehr viel Potenzial, das ausgeschöpft werden muss, besonders, wenn man den gemeinsamen Weg sieht, der aus der europäischen Krise führt. Die deutschen Investitionen in Ungarns produzierendes Gewerbe senden eine zukunftsweisende Botschaft für den Erhalt und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit von Europas Wirtschaft.
Die drei Deutschlandbesuche von Ministerpräsident Orban 2012 und die Konzentration unserer diplomatischen Arbeit auf die Wirtschaft zeigen, dass beide Seiten an einer freundschaftlichen Klärung bestehender Probleme interessiert sind.
Wir glauben und hoffen, dass sich die positiven Aussichten im zweiten Halbjahr mehren, wir eine Vereinbarung mit dem IWF treffen und unserem Land wieder das Vertrauen zuwächst, das in einem unsicher gewordenen europäischen Wirtschaftskontext unverzichtbar ist.
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Messebericht:
Technologietransfer bei Wickelmaschinen und elektronischen Isolatoren
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
Mit großem Erfolg ist abermals in Berlin eine relativ kleine, aber feine Spezial-Messe der Elektrotechnik des Maschinenbaus durchgeführt worden, die CWIEME (Coilwinding Expo). Es handelt sich um die größte internationale Messe, die abwechselnd in Asien, den USA und in Europa stattfindet.
Vertreten waren sowohl kleine als auch große Unternehmen der Branche mit zunehmender Präsenz aus Asien (China, Taiwan, Indien, Türkei). Der bereits erfolgte Technologietransfer war zum Begreifen nahe: Waren vor 10 Jahren chinesische Unternehmen in dem Feld dieser Spezialmaschinen und der Produkte auf internationalen Messen eine Seltenheit, treten sie heute sehr selbstbewusst als Know-How-Träger mit Problemlösungskompetenz auf.
Der Technologietransfer hat eine eigene Dynamik entwickelt. Diese Dynamik bekommt bei chinesischen Unternehmen einen beachtlichen Verstärker: die Verfügbarkeit von "seltenen Erden", die u.a. für die Herstellung von Permanentmagneten erforderlich sind, ist in China unter staatlicher "Regie" und außerhalb Chinas wenig verfügbar. Logisch, dass chinesische Unternehmen, z.B. HUI QIANG Magnets Co. LFD davon profitieren wollen. Das Spektrum des Einsatzes ist sehr groß: vom Handy über Elektroakustik / Audio-Systeme bis hin zu Linear Motoren und Plattenspeichern und Windmühlen zur Energieerzeugung. Kleine Anbieter, auch aus Berlin-Brandenburg oder aus Baden Württemberg, versuchen mit pfiffigen Lösungen Nischen zu besetzen, bzw. zu verteidigen. Einige kämpfen um ihre Existenz.
(Foto: von N. Sokianos, Lapp GmbH, Bandwickeltechnik)
(Foto: von N. Sokianos, Ares Trafo TK)
(Foto: von N. Sokianos, Wickelmaschine)
Berlin hat mit SIEMENS und AEG vor vielen Jahren die Landschaft mit elektronischen Innovationen geprägt, Alleinstellungsmerkmale und ganze Industriezweige wurden gesetzt. AEG ist bekanntlich vor vielen Jahren abgewickelt worden, damals unter dem Dach von Daimler Benz. SIEMENS war auf dieser Messe nicht vertreten. Einige Schwergewichte aus Europa waren dabei, z.B. WACKER Chemie, ABB oder SCHULER Pressen.
Mehrere Vorträge bei der flankierenden Konferenz deckten Themen der Entwicklung und Forschung ab, zeigten neue Trends und Einsatzmöglichkeiten. Die finden sich bei dieser Branche in der Luft (Windenergie) als auch unter Wasser (Hydromaschinen und Antriebe) in Zusammenhang mit "Erneuerbaren Energien". Der Kostendruck drückt kleinere Produzenten an die Wand, wenn alleine die kurzfristige Kalkulation über das Beibehalten einer Fertigungslinie in Deutschland oder das Beziehen kompletter Spulen aus Asien gegenübergestellt werden. So fällt eine Bastion nach der anderen. Nur: mit Handel und Dienstleistungen allein, kann die Innovation nicht dauerhaft gedeihen.
Der Beschluss der EU Kommission, Strafzölle gegen Dumping bei Solar-Energie-Produkten aus China zu verhängen, ist vermutlich der Vorbote weiterer protektionistischer Maßnahmen. Technologietransfer muss sich langfristig rechnen.
Die nächste CWIEME findet 2014 in Shanghai statt.nWeitere Infos finden Sie unter: www.coilwindingexpo.com
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Hochschulnachrichten:
Ganzheitliche Analyse und Bewertung von Strukturvarianten
für die wachstumsorientierte Entwicklung eines internationalen Produktionsnetzwerkes
Sebastian Pleuler,
Project Engineer Business Unit Grain,
CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH
Zur Erlangung des Grades Master of Engineering im Fernstudiengang Industrial Engineering an der Beuth Hochschule für Technik Berlin wurde das globale Produktionsnetzwerk der Business Unit Grain, einem Geschäftsfeld der CLAAS Gruppe, betrachtet. Unter dem Titel "Ganzheitliche Analyse und Bewertung von Strukturvarianten für die wachstumsorientierte Entwicklung eines internationalen Produktionsnetzwerkes" wird ein systematischer Ansatz von der Erstellung eines marktgetriebenen Stückzahlmodells, über die Anwendung der Szenario-Technik, der Erstellung eines Business Plans bis zur Darstellung von Handlungsempfehlungen verfolgt.
Zunächst wird kurz auf die Motivation eingegangen, dieses Thema umfänglich zu bearbeiten, anschließend wird der Inhalt der Arbeit und die einzelnen Schritte beschrieben. Der Weltexport nimmt rasant zu, Schwellenländer treiben massiven Wettbewerb und die Bevölkerung wächst nahezu unaufhaltsam [Simon, H.: Hidden Champions - Aufbruch nach Globalia; Frankfurt und New York: Campus 2012].
Insbesondere vor Landtechnikunternehmen liegt hinsichtlich dieser Trends eine "florierende Zukunft". Die stetig wachsende Bevölkerung muss ernährt werden. Gleichzeitig verändern sich die Essgewohnheiten der aufstrebenden Mittelschichten, vor allem in Asien. Der ansteigende Fleischkonsum erhöht den Bedarf an Ernteprodukten durch beachtliche Konvertierungsraten zusätzlich (z. B. 1 kg Getreide => 6 kg Schweinefleisch).
Durch Bevölkerungswachstum und weitere Einflüsse wie den Klimawandel schrumpft hingegen die landwirtschaftlich nutzbare Ackerfläche. Die Erhöhung der Getreideproduktion ist daher direkt mit einer Erhöhung der Erträge verbunden. Dies treibt die Mechanisierung in der Landwirtschaft und den zunehmenden Bedarf an technisch ausgereiften und leistungsstarken Erntemaschinen. Ein wichtiger Faktor um diesen Herausforderungen und positiven Treibern aktiv zu begegnen, ist die strategische Ausrichtung des Produktionsnetzwerks.
Einschlägige Software-Werkzeuge für die Netzwerkplanung, wie z. B. SupplyOn und 4flow vista, lassen keine umfassende Analyse und ganzheitliche Bewertung der vorliegenden Aufgabenstellung zu und sind vor allem auf den Bereich Logistik spezialisiert sowie oft von einer Granularität auf Prozessebene geprägt. Daher wird das Planungsmodell in einem flexibel erweiterbaren Microsoft Access und Excel Tool implementiert. Die Basis bildet das systematische Netzwerkmodell (siehe Abbildung oben: Systematischer Aufbau des Netzwerkmodells), welches ausgehend von der Markt- und Produktentwicklung einer Produkt-Markt-Strategie ableitet. Die Produkt-Produktions-Zurodnung und MoB-Strategie (Make or Buy) ermöglichen die Komponentenallokation.
Neben der Kalkulation von Gesamtmaschinen pro Standort für drei Betriebspunkte (heute, 5-Jahres-Perspektive und 10-Jahres-Perspektive wird die Komponentenfertigung, sowohl für die Eigenfertigung als auch für die Beschaffungsseite, berücksichtigt. Auf Basis der strategischen Stückzahlplanungen werden die Nettoumsätze, Total landed costs und daraus berechneten Deckungsbeiträge betrachtet. Die Analyse und Bewertung möglicher Netzwerkstrukturen (siehe Abbilung unten: Mögliches "Global Footprint" Szenario) wird neben der kostenseitigen Auswertung des Planungsmodells, der Abschätzung von strukturellen Investitionskosten auch qualitativ mit einer Nutzwertanalyse ergänzt.
Abbildung: Struktur des Umsetzungsprojektes
Durch Gegenüberstellung der resultierenden Deckungsbeiträge, Investitionssummen und jeweiligen Nutzwerte, kann ein Zielszenario ausgewählt werden. Dies wird in einem Business Plan untersucht. Die wichtigsten Risikofaktoren, Absatz und Preisrealisierung, werden anhand einer Sensitivitätsanalyse aufgezeigt. Mittel- und langfristige Handlungsempfehlungen sowie der Projektumsetzungsplan beschreiben die Argumentation für die Erweiterung bestehender und die Errichtung neuer Werke mit Berücksichtigung der individuellen Fertigungstiefe auf Komponentenebene. Das Schaubild zeigt eine mögliche Projektstruktur (siehe Abbildung oben: Projektstruktur). Die Migrationsplanung auf Ebene der einzelnen Standorte als nachfolgender Schritt der weiteren Detaillierung der Handlungsempfehlungen konnte abschließend vorbereitet werden.
Die Ausrichtung des Produktionsnetzwerkes kann nur im Gleichschritt mit den angrenzenden Funktionalabteilungen erfolgen. Sowohl Einkauf, als auch Entwicklung und Vertrieb müssen ebenfalls die strategische Ausrichtung definieren und mit der Produktionsnetzwerkausrichtung abgleichen. Bei einer umfassende Anpassung des Produktionsnetzwerkes sollte auch die Organisationsstruktur bedacht werden. Die Durchführung von schlanken Prozessen erfordert eine schlanke und gut an diese Prozesse angepasste Organisation. Auch die Wandlungsfähigkeit des Netzwerkes für schnelle und flexible Anpassungen bei Konjunkturabschwung und -anstieg ist entscheidend [Milberg, J.: Erfolg in Netzwerken. In: Milberg, J.; Schuh, G. (Hrsg.): Erfolg in Netzwerken. Berlin: Springer 2002.].
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Hochschulnachrichten:
Bachelor-Studiengänge im (Leistungs)test
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
Das von der Bertelsmann Stiftung finanzierte und abermals initiierte und ausgeführte Hochschulranking (CHE), hat interessante, wenn auch zum Teil umstrittene Ergebnisse hervorgebracht.
Untersucht wurden Bachelor Studiengänge an deutschen und zum Teil ausländischen Ausbildungsstätten (ETH Zürich). In das aktuelle Ranking wurden über 140 Universitäten und mehr als 250 Fachhochschulen einbezogen. Beteiligt wurden 200.000 Studierende und 15.000 Professoren.
Die für die Bachelorbewertung verwendeten Kriterien waren (www.ranking.zeit.de):
- Studiensituation insgesamt
- Betreuung durch Lehrende
- Absolventen in der Regelstudienzeit
- Bachelor Praxis Check 5
- Forschungsgelder pro Professor
Im Spitzenfeld finden wir bei den Maschinenbauern z.B. die FH Stralsund sowie die FHWT Vechta/Oldenburg (privat), im Mittelfeld die HTW Berlin, weiter unten die Beuth Hochschule für Technik in Berlin und die TH Regensburg.
Unter www.das-ranking.de finden interessierte potentielle Studierende eine Fülle von weiteren Informationen und Vergleichsmöglichkeiten von Hochschulen, die ihre Entscheidung erleichtern können. Die Kriterien für die Universitäten weichen etwas von denen der FHs ab. Dies liegt im expliziten Forschungsauftrag, den die Universitäten haben und die Fachhochschulen sich erkämpfen müssen:
- Studiensituation insgesamt
- Betreuung durch Lehrende
- Absolventen in der Regelstudienzeit
- Forschungsgelder pro Wissenschaftler
- Forschungsreputation
In der Spitzengruppe des Maschinenbaus sind die TU Bergakademie Freiberg gefolgt von der TU München.
Die Uni Stuttgart (Luft- und Raumfahrttechnik) belegt mittlere Ränge. So auch die TU Braunschweig, um zwei Beispiele zu nennen. Abgeschlagen erscheint die ETH Zürich, sie glänzt lediglich unter dem 1ten Kriterium.
Kritik an dieser Evaluation wird von verschiedenen Seiten geäußert: Die Bewertung wäre durch gesteuerte Nennungen von befragten Lehrkräften manipulierbar, die Kriterien sind zu grob, einige Institutionen raten vom Mitmachen ganz ab. Trotz aller Kritik, die Bewertung hat ihren Sinn. Überzeugen Sie sich selber, denn auch dieser Bericht hier gibt nur einen kleinen Auszug wieder.
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Praxis vor Ort:
Kirchhoff Automotive in Attendorn
Joeg Kuntz / Klaus-J. Schmidt
Mögliche Wege für einen Automobilzulieferer zu mehr Produktivität, Nachhaltigkeit und Flexibilität - das war das Leitthema bei der Praxis-vor-Ort-Veranstaltung bei Kirchhoff Automotive (am 23. Mai 2013) in Attendorn. Diese Veranstaltungen werden regelmäßig bei unterschiedlichen Gastgebern durchgeführt und bieten die Chance eines vertieften Erfahrungsaustausches in den Feldern Produktion und Logistik - unterstützt durch Vorträge von Führungskräften des gastgebenden Unternehmens und eine ausführliche und intensive Be-gehung der Fertigung.
Herr Arndt Kirchhoff (CEO) begrüßte die Teilnehmer und erläuterte zunächst, welche lange Tradition die Metallverarbeitung im Sauerland hat und welche Vielfalt an mittelständischen Unternehmen diese Region heute prägt. In der Region Süd-Westfalen erwirtschaftet die Automobilzulieferindustrie eine Jahresumsatz von ca. 7 Mrd. €. Kirchhoff als familiengeführtes Unternehmen steht heute auf mehreren Standbeinen, dazu gehören neben der Automobilzuliefersparte auch der Sonderfahrzeugbau (z.B. für die Entsorgungslogistik), die Herstellung von Werkzeugen (Witte) und das Angebot an technischen Lösungen für die Mobilität von körperlich eingeschränkten Personen, die auf den PKW angewiesen sind (z.B. Einstiegshilfen). In diesen Geschäftsfeldern werden mit 11.000 Mitarbeitern weltweit ca. 1,6 Mrd. € Jahresumsatz erwirtschaftet.
Am Standort Attendorn werden hauptsächlich Blechbaugruppen für die Automobilindustrie gefertigt. Kirchhoff Automotive beschränkt sich hier auf die Baugruppen unterhalb der äußeren Blechhülle, also die für den Endkunden nicht sichtbaren Karosseriestrukturen. Die Fahrzeug-Außenhaut wird von den OEM immer noch als Kernkompetenz betrachtet und i.d.R. im eigenen Hause gefertigt - nicht zuletzt um das Risiko von Beschädigungen bei den notwendigen Transportvorgängen zu minimieren. In den letzten Jahren steigen die Anforderungen an den Leichtbau stark an, weil Gewichtseinsparungen sich positiv auf Treibstoffverbrauch und Umweltbelastung auswirken. Hier werden heute schon Komponenten mit unterschiedlichen Materialien (z.B. Metall und Kunststoff) gefertigt, in der Zukunft wird der Materialmix innerhalb einer Komponenten dann voraussichtlich zur Regel werden.
Herr Weber (Leiter Logistik) und Herr Metzmacher beschrieben die Herausforderungen in Logistik und Produktion, die sich für einen großen mittelständischen Automobilzulieferer stellen und wie mögliche Lösungen gefunden werden können. Das Wachstum der vergangenen Jahre konnte nur mit einer effizienten Komplexitätsbeherrschung bewältigt werden.
Herr Pels (Leiter Produktion) führte die Gruppe durch die Produktionsbereiche und zeigte an konkreten Beispielen, wie eine Standardisierung der Betriebsmittel und Anlagen durchgeführt werden kann. Sehr interessant waren auch die Einblicke in das Shopfloor-Management mit der damit eingeführten Regelkommunikation und den Bausteinen des Kirchhoff-Automotive-Produktionssystems (KAPS).
Herr Saure (Gruppenleiter Einkauf) erläuterte im abschließenden Beitrag die Einkaufstrategie des Unternehmens. Übergeordnetes Ziel ist die Reduzierung der Lieferantenzahl, um sich in der Zusammenarbeit besser auf weniger Partner konzentrieren zu können.
Prof. Dr. Klaus-J. Schmidt moderierte die Abschlussrunde mit dem Feedback der Teilnehmer. Insgesamt wurde deutlich, dass Kirchhoff Automotive permanent Lösungen für die bestehenden Herausforderungen sucht und optimiert:
- Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Qualifikation, Innovationskraft, Engagement der Mitarbeiter und Produktivität
- Fachkräftemangel vermeiden durch Halten des Know-Hows im Unternehmen und Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber
- Demografie-Wandel beherrschen durch Erhöhung der Effizienz und ergonomische Ausgestaltung der Arbeitsplätze und Prozesse
- Kostenreduktion durch Begrenzung der Fluktuation, durch Verringerung der Fehlzeiten und durch intensive Nutzung bestehender Produktivitätspotenziale
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass auch weiterhin eine industrielle Wertschöpfung mit Produktions am Hochlohnstandort Deutschland möglich ist, wenn es gelingt, ein ausgewogenes Verhältnis von manuellen Prozessen und angemessener Automatisierung zu installieren - und dies begleitet durch ein striktes Kostenmanagement.
(Gruppenbild: Kirchhoff Attendorn)
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