GfPMagazin März 2001


Themenauswahl:

Leitthema:ISO 9000:2000 - vom Qualitätshandbuch zum Managementsystem
ChinaProduktionsstandort China - Erfolg in Hubei?
AK Berlin Brandenburg:E-Manufacturing als Basis für E-Business



ISO 9000:2000 - vom Qualitätshandbuch zum Managementsystem

Mit diesem Thema hat sich u.a. der diesjährige Qualitätsmanagement-Kongress der IIR Deutschland Gmbh in Wiesbaden befasst. Eine wesentliche Veränderung der neuen ISO 9001 gegenüber der Fassung von 1994 sind "schlank" gehaltenen Forderungen an die Dokumentation. Dadurch entsteht ein deutlich größerer Gestaltungsspielraum der auch durch Dienstleister, klein- und mittelständische Betriebe effizient genutzt werden kann. Große Unternehmen profitieren auch: durch eine verstärkte Konzentration auf das Wesentliche.

Viele zertifizierte Organisationen bewegt nun die Frage, wie sie ihre vorhandene Systemdokumentation mit möglichst geringem Aufwand an die neue ISO 9001 anpassen können, und Unternehmen, die sich auf eine Zertifizierung vorbereiten, suchen nach einer Anleitung zur sinnvollen Gestaltung ihres QM-Systems. Ein angemessenes QM-System trägt bei:


  • zur nachhaltigen Zielerreichung
  • zum Erreichen der Produktqualität und Qualitätsverbesserung,
  • zur Bereitstellung geeigneter Schulungsmaßnahmen,
  • zur Sicherstellung von Wiederholbarkeit und Rückverfolgbarkeit,
  • zur Beschaffung von Nachweisen und
  • zur Einschätzung der Wirksamkeit des Systems.
Dies sind geeignete Kriterien, um auf dem Hintergrund der Größe und Komplexität der Organisation und der Fähigkeiten des Personals zu entscheiden, was in welchem Detaillierungsgrad dokumentiert werden muß. Die revidierte ISO 9001 selbst fordert neben dem Managementhandbuch konkrete dokumentierte Verfahren lediglich zu den spezifischen Themen des Qualitätsmanagements, nämlich der Lenkung von Fehlern, Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen, internen Audits und der Lenkung von Dokumenten und Qualitätsaufzeichnungen. Die organisationsspezifisch notwendigen Dokumente zur wirk-samen Durchführung und Lenkung der Prozesse müssen von der Organisation selbst erkannt und dürfen selbst festgelegt werden. Die meisten Normenänderungen wirken sich auf die oberste Führungsebene aus. Die konkret geforderten Inhalte des Management-Handbuchs, nämlich zum einen den Umfang (Scope) des QM-Systems einschließlich Einzelheiten und Begründungen für jegliche Ausschlüsse von Forderungen aus Abschnitt 7 der Norm und zum anderen eine Beschreibung der Abfolge und Wechselwirkungen der Prozesse des QM-Systems werden viele bisher so nicht dokumentiert haben. Die Reduzierung der formalen Forderungen an die QM-Dokumentation dient außerdem dem von der Revision angestrebten Ziel, Qualitätsmanagement mit anderen Teilaspekten wie Umwelt-, Arbeitsschutz- oder Finanzmanagement in einem einzigen Managementsystem integrieren zu können. Der Vor-teil einer prozessorientierten Darstellung des Gesamtsystems ist die Möglichkeit, genau diese Zusammenhänge transparenter zu machen. Zur Abgrenzung des QM-Systems innerhalb eines solchen Gesamtsystems genügt es, diejenigen Prozesse zu identifizieren und im Handbuch zu benennen, die Einfluß auf die Qualität der Leistungen der Organisation haben. Bei Audits des QM-Systems kann man sich dann speziell auf diesen Aspekt kozentrieren. In der deutschen Automobilindustrie gibt es Bestrebungen sich mittel bis langfristig von den der Umklammerung einer Zertifizierung zu lösen. Nach Ansicht des Qualitäts-Management-Centers (QMC) des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) sollen Automobilhersteller in den kommenden Jahren auf den Nachweis eines ISO-Zertifikats von Zulieferern zu Gunsten eines Self-Assessments nach dem EFQM-Excellence-Modell verzichten. Eine Zertifizierung nach den gängigen Normen führt nach Ansicht des VDA-QMC zu keiner weiteren Verbesserung von Unternehmen. Eine Alternative wird im EFQM-Modell der European Foundation for Quality Management gesehen, weil dieses Modell den Prozess der kontinuierlichen Verbesserung besonders fördert. Ausgehend von der Situation, dass der Qualitätsgedanke auf alle Unternehmensfelder übertragen werden müsste, wurden in die Überlegungen folgende Punkte mit einbezogen:
  • Welche Ziele wollen wir erreichen?
  • Wie ist die derzeitige Qualitätssituation?
  • Zertifizierung als Qualitätsgarant?
  • Wie wird die Nachhaltigkeit des QM-Systems sichergestellt?
  • Anforderungen an ein neues (Qualitäts-) Managementsystem.
Neu gegenüber einer Norm und der damit zusammenhängenden Zertifizierung ist, dass anstelle eines Nachweises über das Qualitätsmanagementsystem durch ein Zertifikat der Nachweis über den Erfolg des Unternehmens tritt. Die neue Norm ist seit Januar 2001 auch in deutsch verfügbar. Bereits zertifizierte Unternehmen haben bis Dezember 2003 Zeit, eine Revision nach der neuen Norm durchzuführen. Abgesehen von den bereits erwähntem Focus auf das Managementsystem, hat der Umgang mit der neuen Norm weitere gewichtige Vorteile: Sie reduziert signifikant den Dokumentenwust zugunsten der tatsächlichen Anwendung der Soll-Prozesse.

 
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Produktionsstandort China - Erfolg in Hubei?



Wer in China erfolgreich sein möchte, sollte vermeiden, kulturelle Unterschiede zwischen sich und dem neuen Gegenüber zu sehen. In China stehen Harmonie und das Vermeiden von Konflikten im Mittelpunkt aller Beziehungen; deshalb ist es konstruktiver, die überraschend vielen Gemeinsamkeiten zu betonen, anstatt den Graben tiefer zu ziehen. Entgegengesetztes Verhalten muß zwangsläufig zu einer Niederlage führen.

Weiteres gebot ist die Konzentration auf das Wesentliche. Distribution, Import- und Exportbeschränkungen und der nicht zu unterschätzende Schutz des geistigen Eigentums (Registrierung von Patenten und Warenzeichen, sowohl unter Ihrem westlichen als auch dem chinesischen Namen vor der Geschäftsaufnahme) sind wichtige Themen der ersten Hausaufgaben.
Weiterhin sollte man wissen: China ist kein heterogener Markt; die Segmentierung steckt zwar noch in den Kinderschuhen, Veränderungen sind jedoch selbst bei oberflächlicher Betrachtung deutlich. Erfolge in Peking bedeuten daher nicht, dass die gleichen Erfahrungen und angewandten Strategien auch z.B. für Shanghai zutreffen müssen.
Der Produktwahl sollte deshalb eine sorgfältige Marktanalyse vorausgehen, mit der man erste Fehltritte vermeiden und das Marktpotenzial abstecken kann. Nicht nur niedrige Kaufkraft, sondern auch die kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung müssen dabei in Betracht gezogen werden. So gibt es Waren, wie z.B. Bräunungscreme, die aufgrund kultureller Eigenschaften keine Käufer finden, da gebräunte Haut nicht dem chinesischen Schönheitsideal entspricht. Hautbleichmittel dagegen stoßen auf große Resonanz. China läßt sich auch nicht mit zweitklassigen Gütern abspeisen, für die es sonst keinen Markt gibt! Neueste Technologien und Produkte werden besonders von staatlicher Seite und der städtischen Bevölkerung bevorzugt.

Die Produktion sollte mit möglichst wenigen Importen auskommen. Die geophysische Beschaffenheit des Landes und die mangelnde Infrastruktur sind Hindernisse für eine landesweite Beschaffung, Vertrieb und Marketing. Rohstoffbeschaffung und Lieferung der Produkte, z.B. in die westlichen Provinzen kann Monate dauern. In China gilt mehr denn woanders: "business is local", weshalb jede Provinz als separater Markt gewonnen werden muß. Eine regional gegliederte Marketing- und Vertriebspolitik ist zu empfehlen, wobei man sich zunächst auf eine der Kernregionen konzentrieren sollte. Diese bieten eine Reihe von Investitionsanreizen und Hilfestellungen, die besonders bei einem Alleingang das Risiko mindern können. Die örtlichen Gegebenheiten müssen von Fall zu Fall geprüft werden. Für die Marktbearbeitung kann man China in acht Regionen unterteilen, basierend auf Dialekte, Klima, geophysische Beschaf-fenheit, Bevölkerungsverteilung, Mentalität, Infrastruktur und Industriestruktur. Die Regionen: Nordwesten, Zentralprovinzen (wie z.B. Hubei), Nordosten, Sichuan, Raum Peking, Raum Shanghai, Südwesten, Raum Guangdong.
Um Ihre eigene Position in dem neuen Markt besser zu definieren zu können, sollten Sie u.a. die folgenden Quellen zu Rate ziehen:
  • Handelsstatistiken (China, Singapur und Hong Kong)
  • Marktforschungs- / Beratungsunternehmen
  • Chinesische Zeitungen / Fachzeitschriften
  • Chinesische Institute
  • Firmen-Jahresberichte
Hubei liegt ziemlich genau in der Mitte Chinas. Aufgrund ihrer außergewöhnlich günstigen Lage war diese Region stets wirtschaftlich und kulturess hoch entwickelt. Hier treffen sich Transportwege wie der Changjiang (Yangtze) und die Eisenbahnstrecke Guangzhou-Peking. Seit 2000 Jahren ist Wuhan (Hauptstadt der Region Hubei und fünftgrößte Stadt Chinas) ein wichtiger 'Hafen' und ein kulturelles Zentrum mit zahlreichen Instituten und Uni-versitäten. Hubei hat rund 56,5 Millionen Einwohner; davon leben 23, 6 Millionen in Städten.
Neben einer sorgfältigen Umweltanalyse gehört zur Vorbereitung eine kritische Unternehmensanalyse:
  • Paßt China in den allgemeinen strategischen Plan oder folgt man nur einem Modetrend?
  • Wurden bereits relevante Geschäftserfahrungen in Asien gesammelt?
  • Kann man langfristige Verpflichtungen auf sich nehmen oder müssen rasche Erfolge erzielt werden?
  • Sind ausreichend topqualifizierte personelle Ressourcen vorhanden, um dem Projekt die nötige Unterstützung zu geben?
  • Ist das Unternehmen bzw. das zukünftige Management flexibel und kreativ und in der Lage, sich auf eine fremde Geschäftskultur einzustellen?
Erfahrungen haben gezeigt, dass Beziehungen auch ohne Joint-Venture-Partner aufgebaut werden können, z.B. über Angestellte oder chinesischsprachige Mitarbeiter. Zum Aufbau eines Direktvertriebes stellen Produktions-Joint-Ventures oder hundertprozentige Tochterfirmen mit geringer Fertigungstiefe eine interessante Alternative zu den üblichen Vertriebswegen dar.
Produktionsunternehmen dürfen ihre eigenen Produkte direkt vertreiben, was neben der geringeren Abhängigkeit von den staatlichen Vertreibern u.a. den Vorteil hat, dass die Kontrolle über das Produkt bis hin zum Endverkäufer gewährleistet werden kann.

Fazit:
Mittelständische Unternehmen auf dem Weg nach China müssen sich auf das Wesentliche konzentrieren. Ohne ausreichende Berücksichtigung der kulturellen Gepflogenheiten und die starke Verbindung zu "chinesischen Kontaktpersonen" vor Ort dürfte ein Einstieg kaum gelingen.

 
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E-Manufacturing als Basis für E-Business

Rund 20 Teilnehmer nahmen an der Veranstaltung der Firma Lipro AG teil. Die 1994 von vier Mitarbeitern gegründete Softwaregesellschaft ging 1999 an die Börse und hat mittlerweile 450 Mitarbeiter weltweit, bei einem Umsatz von rund 23 Mio. DM (Stand 3. Quartal 2000). Lipro bietet ERP-Software mit speziellen E-Business-Lösungen für die Produktion.

Das Unternehmen sieht sich selbst als einen Spezialisten für Unternehmenssoftwarelösungen für den Mittelstandsmarkt in Deutschland. Die drei großen Säulen bei der Lipro sind:
  1. Partnerschaften (z.B. mit dem Fraunhofer Institut, Internolix, Oracle, SAP, Siebel, Siemens, der TFH Berlin, u.a.).
  2. Akquisitionen (Kunden sind z.B. Grundig, Karstadt, Linde, Mercedes Benz, Porsche, Siemens, SKF). Der Kundenbestand von Lipro wächst überdurchschnittlich.
  3. Internationalisierung (Lipro verstärkt derzeit Ihre Markt-Präsenz in Rußland).
Diesen Säulen verdankt Lipro die vollen Auftragsbücher.

Die Besonderheit der Lipro-Lösungen liegt in der Möglichkeit, Organisationseinheiten auf Produktionsebene miteinander zu vernetzen, auch wenn diese räumlich weit voneinander entfernt sind (Collaborative Business). Lipro ist also spezialisiert auf die Verknüpfung dezentraler Organisationseinheiten zu einem 'virtuellen Unternehmen' ("unter virtuellen Unternehmen versteht man den Zusammenschluß von Unternehmen zu einem Verbund auf der Grundlage fester Verträge und Lieferverpflichtungen. Die beteiligten Firmen bleiben innerhalb dieses Verbundes rechtlich selbständig und kooperieren für einen bestimmten Zeitraum und auf einen bestimmten Zweck gerichtet, um die Bedürfnisse der Kunden bzw. des Marktes optimal zu befriedigen"). Dabei können Unternehmen bereits über eine ERP-Software verfügen (z.B. SAP, BaaN, Infor, ...). Lipro-Software-Module werden auf vorhandene Applikationen 'aufgesetzt' (der sog. 'Production Manager'). Die Verständigung unterschiedlicher ERP-Systeme kann auf Produktionsebene erfolgen, muß also nicht den sonst üblichen Weg über Vertrieb und Beschaffung laufen. Die Produktionsplanung und -steuereung (PPS) erfolgt über mehrere dezentrale Standorte, egal, ob diese zum Unternehmen gehören (Bsp.: Profit Center) oder nicht. Unterschiedlichste Szenarien sind somit denkbar. Übertragungsmedium dafür sind Standleitungen oder das Internet.
Das Software-Produkt arbeitet unter der gewohnten Windows-Oberfläche und nimmt dort wenig Platz in nspruch, d.h. nur die jeweils notwendigen und gewünschten Eingabefelder sind sichtbar, z.T. in markantem Rot, z.B. bei Materialmangel.


Herr Dr. Bodo Dahl (Vorstand) stellt den Zuhörern die Firma Lipro und deren Visionen für die Zukunft vor.



Herr Belgrad präsentiert das Softwareprodukt von Lipro und stellt sich den Fragen der interessierten Teilnehmer.


 
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LOGICON®-Consulting
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