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Themenauswahl:
Wertorientierte Entwicklungspartner- und Lieferantenpolitik
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
In Zeiten von wirtschaftlichen Bedrohungen, des Kampfes um Ergebnisse mutet dieser Titel eher antiquiert an. Meint man mit "Werten" die Rendite? Natürlich nicht! Wer kann sich Zeit für derartiges, edles Gedankengut nehmen? Philosophen oder Theologen vielleicht, doch Einkäufer? Aber speziell in Zeiten hoher ö-konomischer Belastungen ist der Aufbau einer soliden und tragfähigen Vertrauensbasis unerlässlich. Dies bedeutet nicht, dass alle Partner voller Harmonie ein ge-meinsames Lied anstimmen. Es bedeutet jedoch das Unterlassen von betrügerischen oder undurchsichtigen Manövern, die darauf abzielen, den Partner zu übervorteilen, um das eigene Ziel (und somit die Tantieme) zu sichern. Erfolgreiche Beziehungen zeichnen sich durch Verlässlichkeit und Vertrauen aus, gleichwohl durch Führungskräfte, die Konfliktfeldern nicht aus dem Weg gehen, und die es vermeiden, den Lieferanten (oder den Kunden) auszutricksen.
Gerade zu Beginn von wichtigen Projekten oder bei Hinzunahme eines neuen Partners sollten die folgenden Fragen beantwortet werden:
Die soziokulturellen Rahmenbedingungen sind ebenso wichtig wie das Kalkulationsschema. "Die Beziehung zwischen den Netzwerkbeteiligten sowie die Atmosphäre unter ihnen haben erheblichen Einfluss auf die Höhe der Transaktionskosten. Als be-deutendste soziokulturelle Rahmenbedingung wird vielfach das Vertrauen genannt." Werden jedoch die Lieferanten herablassend behandelt oder gar mit Reklamationen belastet, die ihre Ursache beim Kunden selber haben, wird man wohl kaum belastbar auf die partnerschaftliche Teilung von Know-how und auf exklusive Patentrechte/ Lizenzen setzen können.
- Wie wollen wir miteinander umgehen?
- Wie nicht?
- Was sind die Erwartungen?
- Welche Befürchtungen gibt es?
- Welche Konfliktregelungs-mechanismen wollen wir installieren?
- Wie wollen wir den Gewinn (oder auch den Verlust) teilen?
Die aktive Beteiligung von Partnern in Netzwerken, mit gemeinsamen Zielen, sollte die Ausarbeitung von gemeinsamen Werten umfassen. Die Betrachtung der immateriellen Seite der Geschäfte und des Vermögens, frei nach der Definition "Vermögen ist das, was die Partner (im Netzwerk) zu schaffen vermögen", wird künftig dramatisch an Bedeutung gewinnen.
Planung kostet Zeit; zudem ist die Klärung von Werten und Beziehungen erst einmal kein dringendes Anliegen - sie wird daher gern verschoben, manchmal mit fatalen Folgen, weil in der Krise derartige Versäumnisse kaum nachgeholt werden können.
Die Positionierung der Aspekte Werteklärung, Planung und Beziehungsarbeit im Dringlichkeits-Wichtigkeits-Quadranten nach Steven W. Covey veranschaulicht die Problematik. Was "common sense", also gesunder Menschenverstand, ist, wird Covey zufolge noch lange nicht "common practice": Es mangelt an der Umsetzung. Die Entwicklung derartiger Wertevereinbarungen und Beziehungen ist ein mühsames Unterfangen, das Hürden im Tagesgeschäft überwinden muss. Werteklärung, Planung und Beziehungsarbeit sind wichtig, aber nicht dringend. Sie drohen, vom dringenden Tagesgeschäft verdrängt zu werden. Unter dem Begriff Code of Conduct haben einige Unternehmen ihre Grundsätze sozialer Verantwortung aufgenommen. Die meisten sind jedoch auf das Verhältnis der Unternehmen zu ihren Mitarbeitern fokussiert oder enthalten Appelle und Bekenntnisse ("fairer Welthandel" etc.). Ein Code of Conduct sollte als Chance genutzt werden, die Gestaltung der Geschäfts- und auch der kulturellen Beziehungen im Un-ternehmensnetzwerk zu verankern - und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern mit konkreten Ausführungen für das Tagesgeschäft.
Abb. 1: Dringlichkeits-Wichtigkeits-Quadrat nach Steven W. Covey
Unterschiedliche Kultur- und Religionskreise können durchaus mit belastbaren Vereinbarungen überbrückt werden; diese müssen jedoch regelmäßigen Belastungstests unterzogen werden. Wertschätzung ist die Grundvoraussetzung für eine Kooperationsverbindung, die über einen "quick win" hinaus in neue Beziehungsqualitäten führt.
Auf diesem Weg können Unternehmen den Herausforderungen im erweiterten Unternehmensnetzwerk hinsichtlich Produkt- und Konzeptpiraterie, auch in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen, solide begegnen.
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Das Produktionssystem der Siemens AG - Von starren Strukturen zum ganzheitlichen System
Der Arbeitskreis Franken präsentierte am 7. November 2006 in Erlangen im Rahmen der Praxis-vor-Ort - Veranstaltung die Einführung in das Produktionssystem der Siemens AG unter dem Leitgedanken "Von starren Strukturen zum ganzheitlichen System".
Siemens Gerätewerk Erlangen Nach längerer Pause startete der Arbeitskreis Franken am 07. November im Gerätewerk Erlangen der Siemens AG des Bereiches Automation & Drives wieder mit einer sehr interessanten Veranstaltung zum Thema Produktionssystem. Gezeigt wurden den 30 Teilnehmern die Wesensmerkmale des ganzheitlichen Produktionssystems in Theorie und Praxis.
In den vergangenen Jahren wurden durchaus immer wieder erfolgreiche Methoden und Werkzeuge der Führung und zur Prozessgestaltung entwickelt. Diese Instrumente wurden vielfach jedoch isoliert angewendet. In einem ganzheitlichen Produktionssystem werden diese Methoden und Werkzeuge durchgängig aufeinander abstimmt und zu einem System verbunden. Ausschlaggebend für den Erfolg ist auf Basis der JIT-Methode und den Lean Prinzipien die ganzheitliche Betrachtung von Produkt, Prozessen und Menschen. Die Teilnehmer konnten live erleben, wie die dort entwickelten Strategien in der Praxis gelebt werden. Die Mitarbeiter produzieren eigenverantwortlich und hoch effizient im Team an "lean" gestalteten Arbeitsplätzen.
Das Gerätewerk Erlangen des Geschäftsgebietes Motion Control (A&D MC) der Siemens AG, Bereich Automation & Drives gehört zu den Werken, die als Europäischer Gesamtsieger im Industriewettbewerb "Die Beste Fabrik - Industrial Excellence Award 2004" ausgezeichnet wurden und jetzt wieder von AT Kearney als Fabrik des Jahres 2006 ausgezeichnet wurden.
Das Geschäftsgebiet A&D MC (Motion Control) Systems stellt Lösungen und Produkte zur Automatisierung von Produktionsmaschinen in unterschiedlichen Branchen, Ausführungen und Anwendungen bereit. Am Standort Erlangen werden CNC-Steuerungen und Antriebe produziert.
Für die äußerst interessante Veranstaltung möchten wir uns nochmals sowohl bei den Teilnehmern für ihre interessanten Diskussionsbeiträge und bei den Verantwortlichen von Siemens, insbesondere auch dem Werkleiter Herr Josef Röhrle, herzlich bedanken.
Stephan Gierszewski, Arbeitskreisleiter Franken
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Das Knorr-Bremse Produktionssystem (KPS) - Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung
Am 13. Oktober 2006 trafen sich im Rahmen einer überregionalen Praxis-vor-Ort Veranstaltung bei der Knorr-Bremse in Wien / Mödling rund 25 Verantwortliche und Vertreter international agierender Unternehmen, darunter Audi Ungarn, Schefenacker Ungarn, Schaeffler, Deutsche Bahn u.a.. Gemeinsam wollten diese das Knorr-Bremse Produktionssystem (KPS) kennen lernen und die Erfahrungen bei der praktischen Umsetzung diskutieren.
Die Knorr-Bremse ist an über 60 Standorten in weltweit 25 Ländern vertreten und weltweiter Markt- und Technologieführer mit den beiden Standbeinen Bremssyteme für Schienenfahrzeuge und On-Board-Systeme sowie Bremssysteme für Nutzfahrzeuge und Drehschwingungsdämpfer.
Dabei trägt Knorr-Bremse Österreich mit dem Standort Wien / Mödling die alleinige Produktverantwortung innerhalb des KNORR-BREMSE Konzerns für die Entwicklung und Konstruktion von Magnetschienen- und Wirbelstrombremsen und ist in diesem Bereich Markt- und Technologieführer.
Das Knorr-Bremse Werk in Wien / Mödling hat sich in den letzten Jahren als Benchmark für neue Produktionsmethoden und als Vorzeigeunternehmen für die effiziente Integration von Vorentwicklung, Fertigung, Montage und Logistik aus-gezeichnet haben. Einen nicht unerheblichen Beitrag hierzu hat die Einführung des standortübergreifenden KPS geleistet.
Die Konzeption des KPS begann im Jahre 2001, 2002 und 2003 fand die Einführung in ausgewählten Knorr-Bremse Werken mit dem Werk Wien/Mödling als Pilotstandort statt. Seit 2004 wird die kontinuierliche Verbesserung vorangetrieben und es erfolgt der Rollout in weitere Werke.
Die Grundprinzipien des KPS:Vom beeindruckend hohen Umsetzungsgrad des KPS im Werk Wien/Mödling konnten sich die Teilnehmer während der Werkbesichtigung überzeugen.
- Ein Team ist für die gesamte Auftragsabwicklung verantwortlich
- Unternehmensziele werden auf Teamebene heruntergebrochen
- Teamziele sind lohnrelevant für das gesamte Team
- Der kontinuierliche Verbesserungsprozess wird im Team gelebt
- Die Anwendung der KPS-Methoden unterstützt das Team beim Erreichen der Ziele
Im Rahmen einer äußerst lebendigen Abschlussdiskussion tauschten die Teilnehmer Ihre Erfahrungen mit Entwicklung und Umsetzung von Produktionssystemen aus. Sie diskutierten gemeinsam neue Ansätze bzw. Optimierungsmöglichkeiten und legten Grundsteine für eine zukünftige themenspezifische Zusammenarbeit. Die Teilnehmer äußerten sich durchgängig positiv zur Veranstaltung und lobten deren praktischen Wert für ihre Unternehmen.
Ziele der KPS Für die sehr gute Organisation und Betreuung vor Ort möchten wir uns bei der Knorr-Bremse Wien und deren Mitarbeitern herzlich bedanken, insbesondere beim Geschäftsführer Dr. Stefan Haas und dessen PA Gerlinde Fink sowie beim Leiter Produktion Herwig Hinterreiter, beim Leiter KPS Gottfried Herrmann und beim Leiter Quality Management Karl Krestan.
Interessierte GfPM Mitglieder kännen die Unterlagen zur Praxis-vor-Ort Veranstaltung bei Knorr-Bremse in Wien bei der GfPM-Geschäftsstelle gegen eine Schutzgebühr anfordern.
Dirk Siffrin,
GfPM-Geschäftsstelle
c/o IPL Prof. Schmidt GmbH
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